Tag 30 – Glück

Sie saßen gemütlich vor ihren kleinen Höhleneingängen auf dem moosigen Boden und kicherten. Kleine winzige Käfer und Ameisen krabbelten über ihre nackten Füße, dass sie lachen mussten. Ein gemütlicher warmer Tag ging zu Ende.

“Hey, da, pass auf, da kommt wieder eine!” stupste die eine die andere an.
“Ach schau, so eine wieder. Die kommt, latscht hier durch, begrapscht die Bäume und geht wieder.” nickte die andere.
“Ja genau, und dann tut sie so, als hätte sie große Erkenntnisse erreicht. Dabei rennt sie stupide durch unseren Wald um sich von diesem bekloppten Irrsinn draußen zu erholen. Und dann watschelt sie eh stupide genau da wieder rein.”
“Haha ja genau. Und dann sammelt sie da Warzen von den Bäumen und behauptet es wären Perlen. Hihihihihi. Die sind so dooooof, die Menschen!”
“Hahahahaha.” Beide kicherten, dass ihre Bäuche wackelten.
“Psssst still. Sie kommt näher!” Hastig hielten sich beide gegenseitig die Münder zu, um keine Geräusche zu machen.
Sie kam näher. Mit großen Schuhen und übergroßen Schritte ging sie schnurstracks auf ihren Baum zu, kam ihnen immer näher und sie blickten mit weit aufgerissenen Augen auf.
“Spring!!” rief die eine und gleichzeitig hüpften beide auf die Seite, gerade noch rechtzeitig nicht von ihren großen Schuhen erwischt zu werden. Sie wälzten sich am Boden und schauten ihr dann weiter hinterher. Sie war direkt auf den Baum zugesteuert und hatte ihn mit beiden Armen fest umschlossen. Dabei machte sie die Augen fest zu und schien ganz versunken zu sein.
Sie schauten sich beide an und prusteten los. Sie kicherten so laut und so viel, dass ihnen schon ihre dicken Bäuche weh taten. Doch sie hörte davon nichts. Sie hielt den Baum noch eine Weile umschlungen, dann löste sie die Arme und trat zurück. Sie schaute ehrfürchtig hinauf in seine mächtige Krone, dann ging sie weiter. Als sie außer Reichweite war, sprach der Baum: “Was müsst Ihr immer so laut kichern? Habt Ihr kein bisschen Verstand? Ihr verratet noch unsere ganze Welt.”
“Welche Welt?” fragten beide wie aus einem Mund.
Und dann erzählte er ihnen die ganze Wahrheit. Dass die Menschen eigentlich nicht an sie glaubten. Und auch nicht ahnten, dass die Bäume eine große Rolle spielten und mehr waren als groß ausgewachsene Pflanzen. Und dass sie glaubten, dass all das ihnen gehöre und sie würden über alles bestimmen könnten. Und je mehr er redete, umso ruhiger wurden sie. Das Kichern war einer bedrückten Stille gewichen. Und dann liefen der einen Tränen über die Wangen und die andere fing sie auf und sagte: “Die halten wir fest. Die darf uns keiner dieser komischen Menschen nehmen, die gehört uns.” Und das war tröstlich. Denn dieses eine letzte durchaus wertvolle, glitzernde Ding, dass so viel mehr war als eine zauberhaft wunderschöne Augenträne, das kannten die Menschen nicht und suchten doch ewig danach. In diesem einen runden glänzenden Ding steckte nämlich vor allem eines: ein winziges kleines Stückchen Glück.

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