Um 6 Uhr weckt mich ein nerviges Geräusch. Ich glaube es als Liftnotruf zu identifizieren. Als Liftwartin fühle ich mich also berufen aus dem Bett zu springen, mir eine Hose überzuwerfen und zum Lift zu laufen. Als ich den per Knopf rufe, kommt er gemütlich angefahren. Kein Notfall. Das Geräusch, das ich hörte, ist durch die geöffneten Fenster am Gang jetzt eindeutig draußen zu lokalisieren.
Zurück in der Wohnung überlege ich für einen kurzen Moment einfach gleich wach zu bleiben und früher ins Büro zu fahren. Muss dann aber über mich selbst lachen, ziehe mir die Hose wieder aus und gehe zurück ins Bett.
Um 7 Uhr bereue ich das natürlich sehr. Ich quäle mich aus dem Bett und nehme einen genüsslichen Löffel Kokosöl in den Mund. Während ich das nun im Mund hin und her schaukel, denke ich entsetzt darüber nach, dass in 1,5 Wochen der Alltag beginnt und ich um 7Uhr bereits… ach.
Der Tag im Büro unspektakulär. Dinge klären. Dinge überdenken. Dinge bearbeiten. Dinge lösen sich von selbst. Zuviel Kaffee. Zu wenig Wasser. Viel zu wenig Lachen und Spaß. Zum ersten Mal seit Wochen ist mir so kalt, dass ich meine Strickjacke anziehen muss. Nach kurzer Zeit ist mir wieder heiß. Der Sommer ist noch da.
Den ganzen Tag die Überlegung, ob ich mir Coldplay Tickets kaufen soll. Lasse es aber, kaufe stattdessen endlich für mich und die Kids Tickets für Fanta 4 und auch Wincent Weiss. Na das wird was werden. Das Konto weint bitterlich.
Abends spaziere ich zum Stadion um mir Coldplay von außen anzuhören. Gute Stimmung auch vor den Eingängen. Bin mir sicher, dass ich die schon mal live gesehen habe bei einem der vielen Festivals, auf denen ich vor vielen vielen vielen Jahren oft war. Kann mich aber nicht erinnern, bin auch kein wirklich großer Fan. Dennoch fasziniert von diesem Sog, in den man gerät, wenn so ein Konzert beginnt. Diese Aufregung, die Euphorie der Masse. Was genau ist das, was einen da so ausflippen lässt? Eine Weile höre ich zu, dann merke ich, wie die Begeisterung nachlässt. Ich kenne ja auch nur die ganz alten Songs. Und ich frage mich, wann das angefangen hat, dass man hunderte von Euro zahlt für so ein Stadionkonzertticket. Für diesen Moment der Euphorie. Für einen Punkt auf der Bühne, den man letztendlich wieder nur über Leinwände sieht. Wie so oft die Frage im Kopf, wie schräg die Welt ist, wie verschoben die Prioritäten. Wo zu viel Geld fließt, wo keines da ist. Viele Gedanken.
Am Rückweg zurück mit den Überlegungen zum Romankonzept, zu den Figuren. Sie werden schärfer, klarer und zugänglicher. Das macht Spaß und ist der Grund, warum ich im Moment so viel gehe. Beim Sitzen am Schreibtisch komme ich da nicht hin. Ich merke, dass ich mehr Szenen in „Ruhe“ brauche. Habe bisher viele Dialoge geschrieben, was ich liebe. Aber ich denke zum Lesen können zu viele Dialoge anstrengend sein. Das wird meine Challenge, denke ich. Orte beschreiben, Atmosphären, Stimmungen. Und das, ohne zu viel zu beschreiben. Show, don’t tell. Das klingt in der Theorie so viel einfacher.
Völlig erledigt von dem vielen Herumlaufen heute jetzt mit Alan Rickmans „Madly, Deeply“ ins Bett. Und der Beschluss, nicht mehr alle Blogeinträge auf Englisch zu übersetzen. Nimmt die Freude am Schreiben. Und wer liest’s überhaupt.