Einen Roman schreiben #5 – Kill your darlings

So ein Shitty First draft heißt ja nicht umsonst so. Da ist wirklich viel Müll drin. Wieviel, das zeigt sich dann in der Überarbeitung. Und in der stecke ich mittendrin.

Das Überarbeiten ist eigentlich die wirkliche Freude. Da ist schon was da. Da gibt es Anfang und Ende und jetzt heißt es Zaubern. An Sätzen feilen, Worte streichen, neue finden. Jetzt wird gerupft und gezupft. Da werden ganze Absätze gestrichen und manchmal auch ganze Szenen. Szenen, die keine Berechtigung mehr haben, die der Handlung nichts tun. Früher dachte ich immer ein Buch schreibt man eben so runter. Da fängt man mal an und hört erst auf, wenn es fertig ist. Aber dass jede Szene ihren Sinn haben muss, ihren eigenen kleinen Minikonflikt. Dass die Figuren sich mit jeder Szene weiter durch ihr Dilemma kämpfen… Von all dem hatte ich keine Ahnung.

Also streiche ich nun und das kann manchmal wirklich schmerzhaft sein. Kill your Darlings, nennt man das liebevoll. Wie passend, wenn man dann auch noch ganze Figuren streicht. Oder ganze Wendepunkte, weil man beim Lesen draufkommt, dass es da Haken und Fragezeichen gibt.

Aber im Grunde ist das alles ein bisschen auch wie im echten Leben. Was einen nicht voran treibt, lässt man eben liegen. Figuren, die keinen Sinn ergeben, lässt man zurück. Manche betrachtet man nochmal von allen Seiten, schaut, ob man ihnen nicht einen Sinn andichten kann, aber wenn das nicht gelingt… kill it. Und irgendwie überarbeiten wir immer wieder unsere Vergangenheit. Damit irgendwann alles perfekt ist. Oder zumindest für einen Moment so scheint. Und nie ist man fertig, bis man nicht wirklich am Ende angekommen ist.

Und auch hier gilt: Es gibt Tage, da segelt man durch seine Kapitel und zaubert und ist begeistert von den eigenen Wortkreationen. Und es gibt Tage, da möchte man das Ding zum Fenster raus hauen. Da will man sofort zu all den anderen Projekten flüchten, die ja auch noch in der Schublade liegen und darauf warten wieder abgestaubt zu werden. Aber vielleicht muss man auch davon einige irgendwann zurücklassen.

Zehn Kapitel sind poliert. Noch sechzehn to go. Noch sechzehnmal die Frage: to kill or not to kill. Aber am Ende ist ein Ende und ein überarbeiteter Roman. Die Karotte vor meiner Nase.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Almi

    Bitte weiter darüber berichten 😀

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