Halloween. Not my favourite Holiday of the year. Aber wie das so ist mit Kindern, kommt man an gewissen Sachen einfach nicht vorbei. Noch dazu bin ich ja nicht die verkleidungsfreudigste.
Aber weil wir ja heuer auf einer Harry Potter Welle geschwommen sind und ich mich nochmal mehr in Alan Rickman verliebt habe, hab ich aus einer Laune heraus gesagt: Dieses Jahr gehe ich als Snape zu Halloween. So kann ich auch getrost alle klingelnden Kinder hier böse anschauen. Meine Kinder fanden die Idee großartig. Dafür habe ich dann gestern noch etwas getan, was ich eigentlich in meinem Alter nicht mehr tun wollte: Ich hab mir die Haare gefärbt. Schwarz. Nein Blauschwarz. Weil ja auch Snape angeblich blauschwarze Haare hatte. Na gut, ich bin jetzt also schwarz auf dem Kopf. Verwäscht sich ja wieder und der Große hat schon breit grinsend gesagt: „Dann kommt dein Grau wieder durch, Mama!“ haha. ja. Na und?
Heute hab ich mir zur Vorbereitung auch nochmal Zusammenfassungen über Snape angeschaut und je mehr ich mich mit dem Charakter beschäftige, umso berührter bin ich von dieser Figur, die Rowling da geschaffen hat. Die so viel Tiefe hat, so viel Komplexizität. Nicht zuletzt bin ich unfassbar neidisch darauf aus Autorensicht. Bei meinen Figuren bin ich bisher froh, wenn ich auch nur ansatzweise etwas über ihre Aufwachsen weiß.
Aber Snape berührt mich auch als Figur sehr. Diese ewig anhaltende Liebe zu Lily Potter – die er als Dumbledore ihn fragt: „After all this time?“ in nur einem Wort herausragend beschreibt: „Always.“ Das trifft mich vor allem auf der Ebene, dass auch ich für die Menschen, die ich früher oder später in meinem Leben geliebt habe noch immer eine tiefe Zuneigung empfinde. Ich könnte sofort behaupten, dass ich für meine erste Liebe noch immer eben dieses empfinde: Liebe. Auch wenn wir seit 27 Jahren nicht mehr zusammen sind. Aber er ist nicht der einzige. Ich habe in den letzten Tagen darüber viel nachgedacht. Warum kann ich gegen Menschen in meinem direkten Umfeld, denen ich täglich begegne(n muss), so einen Groll hegen, wo ich mir manchmal wünsche, ich könnte sanfter sein. Mit ihnen und mit mir ihnen gegenüber. Aber dann gibt es Menschen, die möchte ich zum Teufel jagen. Die möchte ich ausradieren. Aber sie lassen sich nicht radieren. Sie verblassen ein bisschen, tauchen aber an anderer Stelle wieder auf. Und dann vermisse ich sie. Obwohl ich das gar nicht will. Wie geht sowas? Und dann das Gefühl so allein zu sein mit all diesen Emotionen. Weil das doch wieder keiner versteht.
Und weil mein geliebtes Radioeins derzeit viel The Cure spielt, weil die ein neues Album rausbringen, höre ich nun deren Songs wieder und verfalle damit in Vergangenheit. Längste verjährte, jüngst verdaute. Und wundere mich weiter darüber, was in mir alles wohnt an Emotionen und ja, auch an Komplexitiät. Und warum es mir so schwer fällt, die Vergangenheit loszulassen, Menschen loszulassen. Und ob mich all das daran hindert weiterzukommen? Ich weiß es nicht.
Und so schreibe ich mich in diese Emotionen hinein und hindurch, grabe wieder alte Geschichten aus und vertippe sie, umschreibe sie, weil mir manche Dinge klar werden, baue neue Erkenntnisse ein. Und wenn mich jemand fragen würde: „After all this time?“ würde ich ganz klar sagen: „Always.“