Lassen und Sein

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  • Beitrag veröffentlicht:November 28, 2024
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Keine Ahnung, was schon wieder in meiner Welt los ist. Aber was will man auch erwarten, wenn man an einem Tag zur Psychologin und später zum Psychiater geht wegen dieser blöden ADHS Austestung. Alte Zeugnisse liest, in der Vergangenheit wühlt, Fragen beantwortet und tausend neue auftauchen. Und dann immer wieder die Frage: Wozu das alles?

Ich merke wirklich, dass ich an einem Punkt bin, wo ich denke: Schluss mit Therapieren und Herumwerkeln am Selbst. Sein und Lassen. Dann rückt wieder die Meditation in den Vordergrund. Die Ruhe oder zumindest das Streben danach. Stille im Kopf. Pause. Mehr braucht es doch eigentlich gar nicht, oder? Im offenen Bücherschrank ein Buch über Buddhismus. Eine zarte Erinnerung an das Wesentliche.

Der Psychiater sagt „Ja, ADHS ziemlich sicher!“ und redet schon von Medikamenten. Die Psychologin schwankt und stellt leise die PTBS in den Raum. Nichts ist ausgeschlossen. Aber ich bin müde. Von den vielen Jahren des Herumbohrens im eigenen Geist. Ich will doch einfach nur… Ja, was eigentlich? Meine Ruhe haben. Vermutlich.

Es tut grad irgendwie gut älter zu werden. Es tut gut, sich nicht mehr über jeden Mist aufzuregen. Ach, es gäbe so viel über das man sich aufregen könnte. Aber ich tue das nicht mehr. Nicht in dem Ausmaß wie früher. Ich höre morgens Radio, die Nachrichten laufen und ich merke, wie ich innerlich abschalte. Ich höre, was sie erzählen, aber es kommt nicht mehr an. Dann warte ich auf den nächsten Song und singe mit. Ja, so lässt es sich leben. So geht das besser.

Überhaupt regen wir Menschen uns viel zu viel auf und rennen irgendwelchen Dingen hinterher, die uns nicht gut tun, die wir nicht brauchen. Und wir stressen uns. Ach, ich möchte viel lieber mehr umgeben sein von Menschen, die zufriedener sind. Die nicht nur von Stress und Erschöpfung reden. Von Überforderung oder dem Untergang der Welt. Da muss ich wohl bei mir anfangen, denn klar, das treibt mich auch immer wieder um. Aber ich lerne, mehr Pausen zu machen. Doch irgendwie ist es grad angesagter enorm viel zu tun zu haben anstatt einfach mal zu sagen: Pause, ich habe genug. Es ist doch alles gut. Es ist doch alles in Ordnung. Wenn ich mich darauf fokussiere, dann wird auch mein Stress gleich viel weniger.

Und überhaupt. Wir sollten uns immer wieder auf unsere eigene kleine Welt ausrichten. Wir können ja die Menschen nicht ändern, das wäre ja absurd. Wir wollen doch auch nicht verändert werden. Wir können auch nicht eine ganze Nation dazu bringen anders zu wählen. Das wäre schön, aber jo. Das wird nix. Ach. Da hilft es wirklich zu sehen: ich habe es gut hier in meiner kleinen Welt. Klar, der Tinnitus klingelt. Morgens zerre ich die komplette Müdigkeit hinter mir her, schleife sie durch den Tag oder sie mich. Aber ich kann mich eben genau darauf fokussieren oder ich sage mir: Her mit dem Kaffee, das wird schon. Und nehme mir dafür dann irgendwann im Laufe des Tages meine kleinen Pausen. Und wenn nix mehr geht, dann geht halt nix mehr. Auch das muss ich akzeptieren. Irgendwo in mir drin gibt es einen Energieschlund, der saugt alles, was ich habe oft ganz schnell auf. Ich weiß nicht, warum und was den Schlund aufgerissen hat irgendwann. Und wann. Vielleicht ist es die ADHS. Vielleicht irgendeine PTBS. Oder vielleicht was ganz anderes. Und vielleicht geht es auch hier einfach nur darum ihn zu akzeptieren. Zu machen, was geht. Zu lassen, was zu viel ist. Und aufzuhören zu wollen, was andere schaffen.

Lassen und Sein. Und jetzt mit dem Buch ins Bett. Traumwelt. Und morgen das Radl von vorn. Und alles ist wunderbar.

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