Stille

Es war so ein Tag, den wir alle hin und wieder brauchen. Um uns zu erden, zu uns selbst zurückzufinden. Eigentlich hatte er super angefangen. Ich fühlte mich relativ ausgeschlafen und war morgens guter Dinge, guter Laune, spürte gute Energie in mir. Dann kam eine einzige Email hineingeflattert, nicht einmal so ganz unverhofft, ich hatte sie in Wahrheit schon länger befürchtet. Dann lag sie da vor mir. Und ich wurde starr. In mir brach alles zusammen, was ich mir die letzten Tage aufgebaut hatte. Meine gute Laune schwamm mit meinen Tränen dahin, alles zog sich zusammen, ich wankte und starrte in die Luft. Unfähig irgendetwas zu tun. Folgte nur meinen Gedanken, fühlte meine Gefühle, staunte und war geschockt. Darüber, dass ich noch immer an diesem Punkt fest saß. Darüber, dass mich das so sehr aus der Bahn warf.

In den letzten Wochen hatte ich viel meditiert, vor allem die Meditationen von Dr. Joe Dispenza hatten es mir angetan. Ich hatte Morning Meditations und Evening Meditations in Dauerschleife laufen, dazwischen The Formula und hier und da Pineal Gland Meditations. Aber nichts von all dem, schien mir in diesem Moment hilfreich oder sinnvoll. Es vergingen zwei Stunden, in denen ich abwechselnd weinte oder starr war vor meinen eigenen Gedanken und Gefühlen. Ich wusste, dass ich da wieder raus musste. Funktionieren musste. Und dass ich da ja wieder raus wollte.

Und irgendwann stand ich auf, nahm mir meine Kopfhörer und legte mir mein Meditationskissen zurecht. Ich setzte mich hin, schaltete den Gong ein und schloss die Augen. Stille. Da saß ich. Und noch immer liefen die Tränen aus mir heraus. Aber jetzt war es anders. Jetzt konnte ich sie ziehen sehen und spürte, wie ich weich wurde. Alles in mir löste sich auf. Ich löste mich auf und plötzlich war das Problem kein Problem mehr, sondern nur noch Stille und ich. Den Schlussgong ließ ich ausklingen und blieb weiter sitzen. Genoss es, dass niemand mir etwas ins Ohr säuselte, dass ich keiner Anleitung zu folgen hatte. Ich war einfach nur in diesem Moment mit mir.

Es gibt so viele Programme, Kurse und Plattformen, die uns zum Meditieren animieren, unterstützen wollen, helfen und begleiten. Aber in Wahrheit gibt es nur eine einzige, der wir immer und überall vertrauen können. Das ist die Stille. Der Raum, in dem nur wir selbst Platz finden. Sein können. Und werden können.

Viel zu oft war die Stille mein Feind. Suchte ich Geräusche, um ruhig zu werden. Musik, um irgendwo einzutauchen. Heute ist es die Stille, die mich anzieht, die mich einfängt, die mich ruhig macht. Ich liebe die Stille. Sie ist mein Freund geworden.

Ich bin dankbar, still sein zu können.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Mel

    Ich liebe Deine Texte! Danke, dass Du Deine Gedanken teilst, denn ich fühle sehr oft ähnlich wie Du.

    1. buntraum

      Danke Dir liebe Mel! Es ist immer wieder gut zu lesen, dass die Worte anderswo auch ankommen.

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