Am ersten Tag eines neuen Jahres ist alles ein bisschen halb. Der Fuß hängt noch halb im Bett, wenn der Rechte nach Kaffee ruft. Eine Hand lag noch halb um das Sektglas von gestern Abend, die andere suchte nach der Zahnbürste und neuem Geschmack im Mund. Der Kopf schaute halb in den sonnigen Neujahrshimmel. Die rechte Hälfte aber brummte. Es war immer die rechte Hälfte, die brummte. Warum eigentlich?
Der Kaffee schmeckt auch bitter. Müde blickt man auf das neue Jahr, dass da so ganz, aber noch so leer und voller Erwartungen vor einem liegt. Für Vorsätze war keine Zeit mehr gewesen, das alte Jahr hatte sich abrupft und holprig verabschiedet. Vieles ist nun zurückgeblieben. Da drüben, hinter dem Geballer um Mitternacht. Hinter der Nebelwand im Kopf. Hat es nicht hinüber geschafft.
Bleibt nur nach vorn zu blicken. Mit halbem Auge. Und heute noch träger, halber Motivation.
Aber vielleicht bin ich ja schon immer nur ein bisschen halb gewesen. Wenn ich zurückblicke, weiß ich gar nicht, wie sich Ganzsein anfühlt. Deshalb möchte ich das jetzt herausfinden. 2022 möchte ich ganz ganz werden. Und du?