Endlich werden sie groß

Vorgestern fuhr ich mit dem Sohn zum Fußballtraining. Großes Chaos, weil wir erst am falschen Fußballplatz waren, dann durch den Feierabendverkehr zu spät natürlich dran zum anderen rasen mussten. Wo das Training aber ausfiel. Wir fuhren dann heim und unterwegs, weil das Wetter so schön war und wir durch den grünen Prater radelten, musste ich immer wieder auf kleine Kinder mit ihren Rollern und Laufrädern aufpassen, weil die ja schnell mal kreuz und quer schießen.

“Ich bin so froh, dass Ihr nicht mehr so klein seid”, sagte ich da dem Sohn. Und ich meinte es aus vollem Herzen.

Manchmal sehe ich kleine Babies und denke: Wie niedlich. Und oh wie zauberhaft war die Zeit damals. Jeder Neuanfang war besonders. Aber ich bin so unfassbar froh, dass meine Kinder nun ein Alter erreicht haben, in dem ich normal mit ihnen reden kann, ihnen Dinge erklären kann, Ironie und Sarkasmus laut lachend wertgeschätzt wird und ich nicht mehr jeden Meter hinter ihnen herlaufen muss.

Heute früh musste ich im Kindergarten angeben, ob der Jüngste in den Sommerferien kommen wird. Ich strich alle 9 Wochen für ihn durch und stellte fest: Drei Monate noch, dann ist die Ära Kindergarten für uns abgeschlossen. Keine Laternenfeste mehr. Keine stickige Garderobe mit lauten Kindern. Kein Kleinkindergebrüll am Morgen, weil irgendein Kind nicht dableiben will. Nicht, dass ich glaube, dass die Schule die bessere Bildungseinrichtung wäre, aber ich bin froh, dass alle dann irgendwie auf einem ähnlichen Level sind. Dass sie immer weniger intensiv von mir brauchen. Natürlich brauchen sie mich immer und immer wieder anders und das mag ich auch und ich bin gern für sie da. Aber diese Kinderdinge, auf die habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr. Anschaukeln am Spielplatz, tropfende Eistüten halten, Holen und Bringen, Freundebesuche für sie ausmachen. All das hört immer mehr auf und geht mehr und mehr in ihre eigene Selbständigkeit über.

Und ich spüre mehr und mehr, was mich als Mutter wirklich ausmacht. Ich bin gern für sie da. Emotional. Als Stütze und als Kuscheltier. Ich versorge uns gut und hin und wieder unternehmen wir schöne Dinge. Ich gebe ihnen Ratschläge und helfe bei ihren Hausaufgaben. Ich zocke mit ihnen Fifa, dass mir die Finger weh tun von den vielen Knöpfen auf den Controllern. Ich träume mit ihnen ihre und meine Träume aus. Und dann nehme ich mir meine Freiräume und setze mich in die Ecke und lese, male oder ziehe mich ins Schlafzimmer zurück für Yoga oder Meditation. Manchmal tanze ich wild durch die Küche, manchmal tanzen wir alle. Wenn einer laut pupst lachen wir und wenn ich schlechte Laune habe, sage ich: “Verdammt nochmal hab ich heute eine Kacklaune.”

Aber keiner brüllt mir mehr in die Ohren. Keiner kreischt mehr, weil etwas nicht geht. Keiner windet sich am Boden, weil er etwas nicht bekommt. Keiner könnte mehr irgendwo drüber- oder runterfallen, wo andere nur stolpern. Keiner will mehr kilometerweit getragen werden. Sie alle gehen allein aufs Klo und putzen sich Hände, Nase oder Zähne selbständig. Als ich Corona hatte sind alle drei gemeinsam einkaufen gegangen.

Ich habe meine Kinder lieb und ich hatte sie immer lieb. Aber ich bin so froh, dass sie jetzt größer sind.

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