Leben ohne Instagram

Ich weiß, es gibt sie. Diese Menschen, die kein Facebook haben, kein Instagram, kein Twitter. Einige meiner Freunde sind solche Menschen. Und ich habe mich immer gefragt, wie sie das machen. Wie sie das schaffen, wo doch gefühlt jeder dort unterwegs ist. Und ob ihnen da nicht etwas abgeht, wie man in Österreich sagt. Mir würde das fehlen.

Dachte ich.

Und ob das nicht fad sei, fragte ich mich.

Der Wunsch, mich zu zeigen, meine Gedanken zu teilen, war immer groß. Ich weiß nicht, woher der Drang kam, jeden Moment, jeden Erfolg & Misserfolg, die kleinen und die großen Freuden, die schweren und düsteren Sorgen zu teilen. Diese Suche nach Aufmerksamkeit von außen. Diese Selbstdarstellung, Selbstinszenierung. Wobei ich nie etwas schön gefärbt habe. Ich denke, in diesem Meer an Influencern und Schauspielern war ich noch eine der Authentischsten. Wohlgemerkt: war.

Am Sonntag habe ich meinen Account gelöscht. Nicht deaktiviert. Gelöscht. Ich habe immer wieder versucht, weniger Zeit dort zu verbringen. Habe mir selbst ein Limit gesetzt, das ich dann selbst überschritten habe. Ich wollte mir immer wieder genau überlegen, was ich teile und was nicht. Aber meine Gefühlslagen sind immer viel stärker und reißen mich mit. Die schicken mich dort hin, wenn ich sowieso schon am Boden liege. Zur Abwechslung und Unterhaltung. Zur Ablenkung. Zur Aufheiterung. Was selten funktioniert hat. Und sie reißen mich mit sich, wenn ich gut drauf bin. Dann sollen das alle wissen, die mir dort folgen.

Hinterher sind mir manche Fotos oder Videos, Stories oder Reels peinlich gewesen. Gelöscht habe ich einige, aber nicht viele. Ich wollte ja echt und authentisch bleiben. Ehrlich. Das sind meine Grundwerte. Ich halte nichts davon, etwas vorzugeben, was ich nicht bin oder nur die schönen Seiten zu zeigen. Dieses glitzernde Leben nehme ich auch keiner Influencerin ab. Wir sind alles Menschen und viele Follower und Reichtum können uns innerlich nicht glücklich machen, wenn wir es nicht grundlegend sind.

Aber ich hatte alles satt.

Die Selbstinszenierung der anderen.

Meine eigene Selbstdarstellung.

Die viele Zeit, die ich dort verbracht habe. Scrollend. Mich ärgernd. Mich vergleichend. Kopfschüttelnd. Auch lachend. Aber das weniger.

Klar gibt es da Accounts, die mich inspiriert haben. Aber es gab auch welche, die mich aufgeregt haben. Es gab die, die ich unpackbar fand. Es gab die, denen ich nur folgte, weil sie mir folgten. Vielleicht weil ich sie persönlich kenne. Es gab Accounts, die ich gestalkt habe. Um zu schauen, wie und warum die etwas machen. Um mich besser zu fühlen. Oder noch schlechter. Auf Instagram ist alles möglich.

Am Ende blieb die Frage: Warum? Warum bin ich dort? Was will ich dort? Was bringt mir der Account? Welchen Mehrwert habe ich davon? Wie bereichert es mich?

Ich fand keine Antworten. Nicht einmal die soziale Komponente, also der Austausch mit anderen, war dort ausgeprägt vorhanden. Ich fand keinen Grund, dort zu bleiben.

Heute, drei Tage später, sucht mein Finger immernoch die App. Völlig automatisiert. Ich sehe unterwegs Fotomotive, die ich früher dort gepostet hätte. Es fallen mir Sätze, Gedanken dazu ein, die ich in eine hübsche Story verpackt hätte. All das tue ich nun nicht. Stattdessen habe ich gleich noch begonnen meine Fotos auszusortieren. Das tut gut.

Und jetzt will ich wieder mehr bloggen. Ob das geht, wenn ich nicht jeden Artikel auf Instagram poste? Wie komme ich zu einer Reichweite hier? Gleichzeitig bin ich müde davon, dass man heute nichts mehr ist, wenn man keinen Instagram Account hat. Wenn man nicht täglich eine Stunde ins Online Marketing steckt. Ich bin trotzig. Ich will das nicht. Es muss anders gehen. Wenn die Inhalte gut sind, muss das gehen. Ich weiß nicht wie, aber ich will es versuchen.

Am Montag habe ich dann auch meinen Facebook Account gelöscht. Radikaler Abzug.

Jetzt bin ich nur noch hier. Ganz ich. Nur mit Worten. Und das ist gut so.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. amberlightlabel

    Jeder der bloggt erfreut mein Herz. Ich bin noch hier und lese gerne mit …. liest du selbst auch noch andere blogs oder fehlt dir – wie häufig mir selbst – auch dazu die Zeit. Nutzt du dafür ein Tool?

    1. buntraum

      Danke, das freut mich! Ich lese ein paar einzelne Blogs, aber die meisten sind englisch…

  2. Michaela

    Es ist schön, dass es Dich und Deine Texte gibt. Mach einfach weiter, so wie es sich für Dich richtig und stimmig anfühlt. Ich bin auch noch hier und lese

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