Der Sommer schien lange her. Sie streifte mit den Händen den Zaun, an dem sich hier vor Monaten noch die herrlichen Blüten der dahinterliegenden Gartenblumen der Sonne entgegen räkelten. Ihr Licht aufsaugten und in ihrer farbigen Wonne freudig tanzten. Heute war keine Farbe zu erkennen in diesem Wintertag. Der Himmel bewölkt. Der Boden feucht und asphaltgrau. Die Stimmung trüb, der Kopf benebelt. Die Schultern schwer und am Hals der kühle Wind, der Weihnachten vorüber gefegt hatte und nun die Silvesternacht herbei wedelte. Die Tage vergingen und schnürten dem alten Jahr die Luft ab. Und irgendwie war das auch gut so. Denn das Jahr hatte ziemlich schlechte Luft und wenig Raum zum Atmen gegeben. Da konnte sie nun beruhigt eintauchen in die graue Suppe, die Luft anhalten und im neuen Jahr mit frischem Atem aus dem Wasser schießen. Nun, zumindest hoffte sie das und wünschen durfte man sich sowieso alles.
Sie strich mit den Fingern noch einmal am Zaun entlang und betrachtete die verwelkten Blumenpflanzen. Die würden im Frühjahr auch wieder neuen Mutes ihre Köpfe der Sonne entgegen strecken. So wie sie. Luft anhalten. Eintauchen. Auftauchen. Atmen.
Das Leben.