Und schon ist es passiert. Ein Tag ohne Schreiben. Dabei kann ich nicht mal behaupten ich hätte es nicht versucht. Ich war laptoplos, mit Hand auf Papier zu schreiben scheint schon so lange her. Also versuchte ich es kurz zu halten. Mal wieder ein Gedicht, dachte ich. Das hast du doch oft recht easy und schnell hinbekommen. Denn ja, viel Zeit war auch nicht. Also ran an den Speck. Eine Zeile, zwei Zeilen, Reim und weiter. Und dann? Klingt doch kacka. Was ist das denn für kitschiger Mist? Das kannst du so nicht schreiben. Der innere Kritiker war voll in Action. Aber er hatte recht. Leider. Das konnte man wirklich nicht stehen lassen. Also durchgestrichen, neu angefangen, Ideen gesucht in dem, was verfügbar war. Dazwischen Kindergeschrei. Der unbedingte Wille unbedingt zu wollen. Da muss doch was gehen. Irgendwas. Nichts ging.
Und dann? Loslassen. Sein lassen. In Ruhe lassen. Gehen lassen. Es fiel schwer. Das fing so gut an. Vier Tage in Folge zumindest etwas fabuliert. und am fünften schon die erste Lücke. Wie soll das 360 Tage weiter gehen? Loslassen. Gehen lassen. Und zulassen. Zulassen, dass hier eine Lücke ist. Ein Makel im perfekten Bild. Für Frau Perfektionistin ein Albtraum. Einer, den es sowieso abzulegen gilt. Apropos.
Vorher hatte ich mich im Zeichnen von Neurographik versucht. Da geht es viel darum den Kopf auszuschalten und einfach den Händen, dem Stift, dem Bauch zu folgen. Das war schwierig. Sofort plapperte der innere Kritiker fröhlich drauflos. Wie sieht das aus? Ist das so richtig? Das wird doch nichts? Echt, grün auch noch, das wird doch zu bunt, das sieht doch kacka aus. Ein Übungsfeld, dieses Loslassen von Perfektionismus. Aber so wichtig. Denn ehrlich, was bringt er uns, dieser Perfektionismus? Stress. Penibel gerade Linien. Kopieren von großen Meistern, denn das eigene ist nie perfekt genug. Loslassen, immer wieder loslassen. Und akzeptieren was ist. Auch wenn es eine Lücke ist. Eine dämliche Lücke.