Es gibt Tage, da spüre ich sie leise und sanft in mir aufsteigen. Eine tiefe innere Traurigkeit. Sie schlummert tief in meinem Herzen und bohrt sich sanft in meinen Kopf, drückt einzelne Tränen aus meinen Augen und legt einen blassen Schleier über die Welt. Müdigkeit lähmt mich und lässt mich verschwommen ins Nichts starren.
Dennoch sind das die Tage, die ich leichter ertragen kann, als die voller Unruhe oder Wut, die voller unerklärlicher Fragen, die voller Verzweiflung. Die Tage voll Traurigkeit sind die, an denen ich mich auskenne. An denen ich mich still hingeben kann und weiß: Es gibt nicht viel zu tun außer zuzulassen und auszuhalten. Und ich halte aus. Die Traurigkeit und die Wehmut. Die Müdigkeit.
Denn die Traurigkeit trägt mich davon und nimmt mich mit auf eine ganz besondere Reise. Sie pflückt mir Wünsche ab und steckt sie mir ins Knopfloch, holt Erinnerungen aus einer alten knarzigen Kiste. Sie breitet Träume wie einen großen Teppich vor mir aus. Und ich wandere in all dem umher. Zwischen damals und hier, zwischen Traum und Wirklichkeit. Es sind die Tage, an denen Geschichten vom Himmel fallen und Ideen sich formen. Tage, die still stehen, bevor das Rad mit neuem Schwung in Gang kommt.
Sie geben mir Pause und Halt. Und ich halte. Innerlich und äußerlich halte ich die Welt und mein Leben fest und betrachte wie ein forschendes Kind jeden Gedanken. Hinterfrage und lasse los. Reflektiere und verliere mich. Tauche ab und wieder auf. In Klarheit und Wunder. Denn die Traurigkeit ist greifbar. Eindeutig. Da. Sie ist schwer und träge, aber spürbar und leicht zugleich. Sie trägt einen wundersamen Umhang aus Zauber mit sich.