Die Sportfreunde Stiller singen in ihrem Lied „Hymne auf Dich“ darüber, dass man sich selbst eben mal eine Hymne singen soll. Und das tue ich heute. Ich klopfe mir auf die Schulter. Ich bin stolz auf mich. Ich singe eine Hymne auf mich. Denn meine Meditationsapp „Insight Timer“ hat mir gesagt, dass ich heute 40 Tage am Stück meditiert habe.
„Also raus aus dem Schatten, rein ins Licht
Sich ein bisschen feiern, schadet nicht“
Ich habe lange überlegt. Aber ich musste bitterlich feststellen, dass es nichts gibt, was ich wirklich 40 Tage lang geschafft habe. Außer Kaffeetrinken. Das muss ich täglich. Da gab es nur 3 Schwangerschaften, in denen das anfangs nicht ging. Aber ansonsten habe ich alles, was ich mir je vorgenommen habe täglich zu tun, regelmässig zu tun, vorher abgebrochen.
Weder Yoga noch Morgenseiten, weder 10.000 Schritte gehen noch zuckerfrei essen habe ich über einen längeren Zeitraum geschafft. Weder kleine kreative Projekte noch die Dankbarkeitspraxis. All diese Dinge habe ich so oft begonnen mit dem Vorsatz, davon ein klein wenig täglich zu schaffen. Und bin nach einigen Tagen immer wieder davon abgekommen. Im Alltag hängengeblieben.
Auch wenn es beim Meditieren um alles andere geht als darum eine grafische Übersicht über die vergangenen Meditationen zu erhalten, so bin ich heute unfassbar stolz auf mich. Weil die Meditation immer etwas war, was mich angesprochen hat und von dem ich wusste: Das ist etwas, was mir gut tut. Das brauche ich. Doch lange Zeit habe ich auch das nicht im Alltag unterbekommen. Anfang Januar habe ich einen Online Kurs bei wildmind mit Bodhipaksa begonnen, der zum Ziel hatte 28 Tage am Stück zu meditieren. Nach 4 Tagen habe ich aufgehört die Emails zu lesen, nach 7 Tagen der erste Tag ohne Meditation.Jeden Monat im mbsr Kurs das wohlige Gefühl: Meditation tut gut. Ich möchte mehr davon. Spätestens nach 3 Tagen keine Zeit mehr, keine Ruhe. Immer im Kreis. Es war zum Verzweifeln. Und das war ich auch. Wenn ich selbst das nicht schaffe – etwas wofür ich nichts brauche als einen kleinen Ort und ein paar Minuten Zeit – was kann ich dann regelmässig schaffen? Was kann ich überhaupt schaffen???
Doch dann habe ich es einfach getan. Tag für Tag. Schritt für Schritt. Anfangs nur 5 Minuten am Tag. Irgendwo eingequetscht. Dann über die 5 Minuten hinaus, was sich gut anfühlte, bis der Rücken klagte. Der hielt mehr aus mit der Zeit. Ich stellte den Timer auf 10 Minuten und schaffte auch das. Nach 15 Minuten schliefen mir oft die Beine ein. Heute kann ich problemlos 20 Minuten am Stück sitzen. Und ich tue das. Manchmal zweimal am Tag. Denn heute ist Meditation nicht mehr etwas, was ich noch irgendwo im Tag unterbringen muss, sondern etwas, das zuerst kommt. Etwas, um das ich meine Zeit herum gestalte. Und es ist etwas, worüber ich mich freue. Vorher. Mittendrin. Nachher.
Und ich bin neugierig und gespannt. Denn nebenher lese ich Pema Chödrön und sehe wieder und wieder, welch Potential in der Meditation steckt. Täglich tauchen Fragen in mir auf, nagen an mir und ich freue mich darauf die Antworten zu finden oder zu erkunden.
Und ich habe neue Motivation. Ich habe gemerkt, dass ich etwas schaffen kann. Und ich glaube wieder, dass ich nun auch anderes schaffen kann. Aber da nehme ich mir jetzt mal nichts vor, sondern bin gespannt, was da kommt.