Als ich vor einigen Jahren in der Erschöpfung festhing – sowohl psychisch als auch physisch, bin ich auf die TCM gestoßen. Es machte alles so viel Sinn, was ich darin las. Dass ich mehr wärmendes Essen bräuchte und mehr Feuchtigkeit im Körper. Und so habe ich all die Jahre immer wieder versucht, mich an ein warmes Frühstück zu gewöhnen und viel gekochtes Essen zu mir zu nehmen. Aber so richtig warm wurde mir nicht. Innerlich nicht und auch mit der Ernährungsweise wurde ich nicht warm.
Sicherlich hätte ich noch mehr dranbleiben können. Aber das warme Frühstück wollte mir so gar nicht hinuntergehen. Die Breie, die ich kochte, haben mir in all den Jahren vielleicht fünfmal so richtig richtig gut geschmeckt. Und eine Eierspeise mag ich einmal, dann wieder einige Tage so gar nicht. Unter der Woche hatte ich auch zu wenig Zeit und Ruhe um mir ein Frühstück herzurichten. Ganz früh morgens mag und will ich einfach nichts essen. Und mitten am Vormittag mag ich nicht anfangen irgendwas zu kochen. Es fühlte sich immer völlig entgegen dem an, wonach mir war und was ich wollte.
Vor kurzem sprach ich mit einer Freundin über ein Ernährungsprogramm, an dem sie teilnahm. Ich spürte schon, wie es mich zog. Programme ziehen mich immer, Challenges sind sozusagen meine Hobbies. Aber das kostet €800 und das ist mir dann doch zu viel Geld. Außerdem: Mich sprachen Aspekte an, aber nicht das komplette Programm. Und weil ich gerade das Buch „Die 1% Methode“ von James Clear lese, habe ich beschlossen, Teile davon langsam und Schritt für Schritt umzusetzen. Das, was mich anspricht. Aber nicht alles auf einmal. So wie ich es sonst immer tue.
Also habe ich vor zwei Wochen begonnen jeden Tag tatsächlich 2l Wasser zu trinken. Das ist nämlich meine größte Baustelle. Dabei liebe ich sogar warmes oder heißes Wasser. Ich habe mir also jeden Tag, sogar als ich mit Corona krank im Bett lag, 2l Wasser gekocht, teilweise mit Ingwer und Zitrone, meist aber ganz pur. Und das habe ich auch getrunken. Es tut gut und ich habe sogar das Gefühl, dass die Blase sich daran gewöhnt. Denn auch die ist eine Baustelle, aber vermutlich hat das mit dem zu wenig trinken zu tun.
Nun, da ich wieder aus dem Haus darf und selbst einkaufen, konnte ich Schritt zwei beginnen: Green Smoothies. Ich weiß, das scheint grad eine Welle zu sein da draußen. Länger schon. Aber ich habe die wirklich immer angeschaut und gedacht: Das sieht so verdammt gut aus. Aber die TCM Stimme in meinem Kopf hat gesagt: Das ist kalt und roh, das ist nicht gut für dich. Und dann bin ich so oft auf Toast und Käse zum Frühstück zurückgefallen. Das war dann weder TCM noch irgendwo green.
Seit einigen Tagen also mache ich mir die wundervollsten grünen Smoothies in der Früh. Ich habe endlos grünes Gemüse und Kräuter daheim und allein das fühlt sich schon so gut an. Die Smoothies schmecken mir so gut, sie gehen morgens und über den Vormittag verteilt so richtig gut runter. Ich habe nicht das Gefühl, mich quälen zu müssen. Ich genieße sie und das beste daran: Ich bin satt bis zum Mittagessen. Die Hungerattacke um 11Uhr bleibt aus. Ich fühle mich satt, aber nicht vollgestopft.
Also habe ich überlegt: Geht es nicht viel mehr darum zu essen, was einem gut tut, was einem wirklich schmeckt und wonach der Körper sich sehnt? Klar könnte man meinen, dann könnte man ja auch jedne Tag Speck und Ei zum Frühstück essen, aber in Wahrheit sehne ich mich da überhaupt nicht mehr danach. Denn auch das ist ein Teil der Ernährungsumstellung, die ich gerade selbst zusammenstelle: Ich achte immer darauf, worauf ich wirklich Hunger habe. Wonach mir wirklich ist. Wenn ich was Süßes oder Chips will, dann frage ich meinen Körper, was er gerade wirklich will. Die Chips gehören zum Beispiel zum Filmschauen am Abend ganz automatisch dazu. Das ist viel mehr Kopf und der Körper will das in Wahrheit gar nicht.
Im mbsr Kurs reden wir über das achtsame Essen. Was heißt es, achtsam zu essen? Beim Essen präsent sein, wahrnehmen, was wir da essen, in Ruhe essen und nicht im Gehen, Stehen oder dabei auf einen Bildschirm zu starren. Aber vielleicht fängt achtsam essen schon da an wenn ich entscheide, was ich essen werde. Und vor allem: warum? Was ist mein Antrieb? Ist es wirklich Hunger, oder Gewohnheit? Ist es ein Verlangen nach etwas, weil die Umgebung das gerade bietet (zum Beispiel ein Bäcker in Sichtweite oder das Büro, wo ich gern was Süßes esse)? Ich ertappte mich neulich auf der Suche nach Essen. Dann fragte ich mich, ob ich wirklich Hunger hatte, oder ob es nur Prokrastination war. Letzteres natürlich. Bevor ich mich an den Schreibtisch setzen wollte, glaubte ich etwas zu Essen zu brauchen. Denn durch die Smoothies in der Früh, fühle ich mich nicht mehr so vollgestopft. Bin aber dennoch satt, ein neues Gefühl, an das ich mich erst gewöhnen will.
Gestern habe ich mir eine Flasche Wein gekauft. Ich wollte mich feiern. Dass ich Covid überstanden hatte und das mit 3 Kindern im Haus. Dass ich den ganzen Jänner über keinen Alkohol getrunken habe und danach auch nur einmal, an dem Abend, als ich mir mit oder von einer Freundin Corona einfing in einem Lokal. Dass ich täglich 2l Wasser trinke und mich gesünder ernähre. Dass ich wieder täglich schreibe. Und dass ich nebenbei auch gern sitze und nichts tue. Aber dann habe ich den Wein in den Schrank gestellt und abends völlig vergessen. Als er mir um 21Uhr einfiel, war ich schon viel zu müde und wollte lieber ins Bett. Und das tat ich dann auch.
Das schöne ist: ich habe momentan überhaupt nicht das Gefühl, auf etwas zu verzichten. Obwohl ich auch keinen Zucker esse, weil mir nicht danach ist. Diese schrittweise Umstellung, aber das Dranbleiben, das entsprechende Einrichten der Umgebung (viel Obst und Gemüse sichtbar, ungesundes Essen im Kühlschrank oder gar nicht mehr im Haus) hilft dabei sehr. Und das sind alles wertvolle Tips aus dem Buch „Die 1% Methode“. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.
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