Hypnotisiert

Die Hypnoseausbildung habe ich abgeschlossen. Das Zertifikat dafür sitzt als pdf Datei in meinem Laptop. Ich könnte es ausdrucken und einrahmen, so wie das scheinbar alle tun, die etwas auf ihre Abschlüsse halten. Ich kann auch $30 zahlen und mir ein auf glänzendem Papier mit Prägung gedrucktes Zertifikat zuschicken lassen. Aber in meiner Wohnung hängen Kinderbilder und eine Praxis habe ich (noch) nicht.

Ich kann jetzt Menschen hypnotisieren und mit ihnen dabei auf die Reise gehen nach den Ursachen und Wurzeln ihrer Probleme. Probleme wie Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, Unzufriedenheit, Prokrastination, Nackenverspannungen, Tinnitus, Gewichtisprobleme oder das Gefühl des Gefangenseins im eigenen Leben und uendlich viele mehr können das sein. Aber auch vom Rauchen kann ich sie dadurch entwöhnen, oder vom Alkohol. Eine ganze Reihe an Problemen und Sorgen können wir unter Hypnose betrachten und beleuchten und danach – hoffentlich nachhaltig – auflösen. Sicher ist das nie, es hängt von der Klientin hab oder vom Klienten, von der Tiefe der Probleme und ob nicht doch therapeutische Arbeit zusätzlich notwendig ist. Es hängt alles wie immer auch ein bisschen vom Mond ab und vom Wetter (das war ein Witz). Nicht zuletzt von der Bereitschaft wirkliche Veränderung erzielen zu wollen.

Es ist eine schöne Arbeit, eine wertvolle. Eine erfüllende.

Nur ist es absurd, dass ich Menschen dafür in Hypnose versetze. Eigentlich glaube ich nämlich, dass wir Menschen aus unserer Hypnose herausgeholt werden müssen. Unser ganzes Leben ist eine einzige Hypnose. Wir sind ständig und meist unbewusst angetrieben von etwas viel Größerem. Unserem Unterbewusstsein. Den Vergleich mit dem Eisberg kennen wir vermutlich alle. Der Teil des Eisbergs, den wir sehen, ist nur ein winziger. Ungefähr 5%, eventuell sogar weniger. Das, was wir nicht sehen, liegt unter der Wasseroberfläche. Das sind 95% oder eben ein bisschen mehr. Das ist unser Unterbewusstsein. So viel Macht hat es über uns. Das ist es wirklich, was uns antreibt Tag für Tag.

Und während wir alle der Meinung sind, wir hätten die Wahl, wir könnten frei entscheiden, so ist es viel häufiger eine innere Kraft, die uns leitet. Wenn Du zum Handy greifst, ist das selten deine freie Entscheidung. Das ist ein Automatismus, hinter dem sich eine Sucht versteckt. Die wenigsten wollen das wahr haben. Wenn du im Supermarkt einkaufst, dann greifst du zu den Dingen, die du kennst und magst. Es kostet Kraft nur das zu kaufen, was uns eigentlich gut tut und alles im Regal liegenzulassen, was uns anlächelt. Vor allem das, was rote Sticker auf der Verpackung kleben hat oder hübsch eingewickelt ist. Du hast nicht gewusst, dass du die Schuhe brauchst, bevor sie dir auf Facebook in deinen Feed gespült wurden. Jetzt kannst du an nichts anderes mehr denken. Du greifst zum Glas Wein oder Bier am Abend, weil es dich beruhigt oder entspannt. In Wahrheit drückt es dich noch tiefer in die Hypnose, lässt deine Willenskraft noch mehr sinken und stoppt deinen ewig kreisenden Geist. Wie angenehm. Du reagierst auf Aussagen, Nachrichten oder Tweets mit Emotionen und glaubst, sie seien die wahre Realität. In Wirklichkeit sind sie deine Realität und beruhen auf der Hypnose, in der du dich rund um die Uhr befindest. In der du dir Märchen erzählst, die du für wahr hältst. Du erzählst dir, dass du zufriedener sein wirst, wenn du mehr Geld hast und gleichzeitig kaufst du dir Dinge, die du überhaupt nicht brauchst, um erfüllt und glücklich zu sein. Du siehst nicht, dass du im vollen Reichtum lebst, weil du nur auf den Mangel schaust, den deine Hypnose dir aufzeigst. Du glaubst nicht genug Zeit für dich selbst zu haben und greifst in jeder freien Minute zum Handy. Weil der Eisberg stark ist. Weil die Kraft dahinter gewaltig ist.

Du willst, dass deine Kinder glücklich sind, werden und bleiben in ihrem Leben. Dass sie ein erfülltes Leben haben und womöglich erfolgreich. Aber bist du das alles? Lebst du ihnen das vor oder ziehst du sie durch deine Hypnose mit durch? Bis sie sich frei kämpfen und ihre eigene entdecken?

Vielleicht geht es nicht darum, dass ich dich in Hypnose versetze, um dich ein Stück zu retten. In Wahrheit geht es darum, dass du die Hypnose verlässt. Dass du loslässt und dich frei machst von den Geschichten, die du dir rund um die Uhr erzählst. Dass andere Schuld sind, an deinen schlechten Erfahrungen. Dass du etwas nicht schaffen kannst, weil du keine Zeit, kein Geld, keine entsprechenden Fähigkeiten hast. Dass du nicht gut genug bist, so wie du bist. Dass du nicht so cool bist wie die anderen, weil jemand dein Foto auf Facebook nicht liked.

Wir sind eine völlig hypnotisierte Gesellschaft. Darauf basieren sämtliche Verkaufsstrategien da draußen. Politik und Medien, sie alle hypnotisieren uns auf ihre Art. Wir alle leben von früh bist spät in einer Art Hypnose. Jede und jeder auf ihre und seine Art. Aber es gibt Möglichkeiten, diese zu verlassen. Wir können uns selbst befreien. Wir können aus dem kalten Wasser auftauchen und auf den Gipfel des Eisberges klettern. Und nein, wir müssen dafür nicht im Lotussitz jahrelang in der Einöde meditieren (wobei das helfen könnte). Wir müssen auch kein Mönch werden oder uns dem Leben abwenden. Wir dürfen uns einfach nur bewusst machen, dass wir diese Wahl haben in jedem Moment. Zu fragen: wer treibt mich grad an hier? Will ich das wirklich? Ist das wirklich wahr, was ich mir da gerade einrede? Ist das meine Realität, oder deine?

Ich weiß, dass das einfacher klingt, es als ist. Aber es ist der Weg, den wir gehen dürfen und können. Der uns langsam aus der Unterwelt auftauchen und uns sehen lässt. Und ich kann dir sagen: Da oben ist es strahlend schön. Ein Leuchten und viel Wärme ist dort. Du wirst es lieben dort. Und dich selbst auch.

Wenn du den Weg nicht findest dort hin, dann helfe ich dir gern. Mit Hypnose oder ohne. In meinen Coachings schauen wir genau, wo du dich verlaufen hast, in welcher Hypnose du feststeckst und was die beste Strategie ist, dort hinauszufinden. Ich freue mich auf dich!

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