Puzzle :: Es ist Liebe

Ich habe mein erstes 2000-Teile Puzzle fertig gestellt. Aber das ist nicht der Grund, warum ich hier schreibe. Klar freue ich mich, aber gar nicht so sehr über das fertige Puzzle (schön ist es ja schon!), aber darüber, wie viel Freude ich dabei empfunden habe.

“Und das zerstörst Du dann einfach wieder?” fragt der Sohn. Ich nicke. “Boah, die viele Arbeit!” Ich lächle.

Genau das finde ich so faszinierend am Puzzlen. Es geht gar nicht so sehr um das Ergebnis. Das kenne ich ja quasi auch. Natürlich ist es toll, wenn das Motiv dann groß vor einem liegt. Aber der Prozess, der Weg, das ist Freude pur. Da bin ich teilweise richtig im Flow und kann nicht aufhören. “Ein Teil noch, dann gehst du ins Bett.” sage ich mir oft. Und kann nach dem übernächsten noch immer nicht aufhören. Suche. Probiere. Streichle über die schon fertigen Bereiche. Die Haptik spielt eine große Rolle dabei auch. Aber es ist auch dieses Tun. Ein Teil finden, suchen, wo ungefähr es hingehört und es dann dort hinlegen, an ein anderes Teil geben, wenn es passt – pure Freude. 2000x Mal pure Freude in diesem Fall.

Sollte es uns nicht viel öfter so gehen im Leben? Dinge tun, die uns Freude machen. Nicht, um ein schönes Ergebnis zu haben, sondern rein wegen der puren Freude dabei. Ja, davon brauchen wir alle viel viel mehr. Im Übrigen ist das auch der Grund, warum ich hier blogge. Weil es mir Freude macht, meine Gedanken zu formulieren und aufs Papier (oder in dem Fall auf die Webseite) zu bringen. Ja, klicks und likes sind schön und gut. Aber vorher muss die Freude stehen, sonst ist alles andere nichts wert. Und nicht authentisch.

Aber ich war ja beim Puzzlen. Da habe ich noch so viel mehr erkannt. Dieses verfransen, wie ich so schön sage. Wir sehen manchmal das ganze Bild nicht mehr. Wir suchen nach einem bestimmten Teil, glauben, es in der Hand zu haben, aber es passt nirgends hin. Und wenn wir ein paar Tage später wieder dazukommen, dann nehmen wir genau das Teil, drehen es um 12 Grad und zack, passt es genau da hin, wo es schon seit 2 Wochen lag. Ich habe in diesem Puzzle das letzte Randstück gesucht. Gar nicht so leicht in einer Kiste mit 2000 Teilen nur die Randteile zu finden. Gesucht und gesucht. Dann kommt eine Freundin vorbei, blickt auf das Puzzle und sagt: “Darf ich?” Das Randteil lag längst zwischen anderen Teilen auf der Holzplatte. Klick. Drinnen. Rand fertig. So blind schauen wir manchmal auch auf unsere Probleme. Da ist es gut mit jemandem von außen zu reden. Oder sich eine Weile mit etwas anderem zu befassen. Wir verrennen uns so oft in uns selbst. Raus. Atmen. Andere Menschen sehen. Neuer Blick drauf. Neues Licht.

Erstaunlich fand ich auch, wie sehr unsere Wahrnehmung dem folgt, was wir wahrnehmen wollen. Wenn ich die schwarze Ecke unten puzzle, kann ich irgendwann nicht mehr. Ich finde es rotes Teil und denke, ok, ich mach mal bisschen am Kürbis weiter. Und auf einmal finde ich nur rote Teile. Und dann nur braune, weil ich denke ich verändere mal den Fokus. Plötzlich rücken die anderen Farben aus meinem Fokus heraus. Geht es uns im Leben nicht auch oft so? Wir sehen nur, was wir sehen wollen, wonach wir suchen. Oder wonach unser Unterbewusstsein in dem Fall sucht.

Ja, Puzzlen ist Freude. Puzzlen ist Liebe. Für mich zumindest. Und ja, ich werde es jetzt wieder zerstören. Aber das macht gar nichts. Denn es wartet schon das nächste auf mich. “Nur” 1000 Teile dieses Mal, aber das Motiv beglückt mich jetzt schon und ich weiß, dass ich unterwegs viel kichern werde.

Was ist Deine Freude, diese Sache, bei der Du so richtig Spaß hast? Ohne Ziel und ohne Absicht?

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