So eine Heulerei

Die letzte Schulwoche ist angebrochen. Die letzte, vor den großen Sommerferien. Die erste letzte Schulwoche des Jüngsten, er hat das erste Schuljahr hinter sich. Die letzte Schulwoche des Großen in der dritten Klasse am Gym, die er dann im Herbst nochmal besuchen wird. Eine neue Chance. Und die letze Schulwoche in der Volksschule für die Tochter.

Seit Monaten schon schießen mit Tränen in die Augen, wenn ich daran denke. An ihren Abschied. An ihren Neuanfang im Herbst. Daran, dass für sie ein großer Schritt ansteht. Daran wie klein sie war, als sie ihren allerersten Schultag hatte. Daran, dass der Große am Ende wirklich noch gekämpft hat. Und doch verloren. Und daran, dass ich das immer alles mittrage.

Es sind Momente wie diese, in denen ich gar nichts dagegen tun kann, dass die Tränen kommen. Es passiert einfach und ich fürchte mich schon vor dem Abschiedsfest. Weil ich wieder eine von den Müttern bin, die heulen müssen. Und weil ich es so unpackbar hasse vor anderen zu heulen. Und weil es dann so weh tut im Hals, weil ich schlucke und schlucke und ein Lächeln drüber setze und hoffe, dass das emotionale bald vorbei ist, dass es Sekt gibt und wir einfach nur noch drüberplaudern. Und dass ich dann abends in Ruhe noch für mich heulen kann.

Manchmal nervt es mich einfach so ein emotionaler Mensch zu sein, dem so vieles zusetzt. Dass ich überall mitfühle, Emotionen der anderen übernehme. Es macht müde, es kostet Kraft. Mimose. Heulsuse. Memme. All das hab ich mir früher anhören können. Aus unterschiedlichen Ecken. Als hätte ich mir das ausgesucht, dass die Tränen kommen, wenn ein Lehrer mich kritisiert hat. Wenn die Hebamme mit den Augen gerollt hat, weil… ach die Details lassen wir weg hier. Und auch heute noch überkommen mich Tränen beim Gedanken daran, wie ich meinen Sohn in die Herz OP gebracht habe. Und daran, wie wir ihn acht Stunden später wiedergesehen haben. Verkabelt auf der Intensivstation.

Ich heule, wenn ein Kind strahlt und sich feiert. Und ich heule mit ihm, wenn es traurig ist.

Ich heule, wenn irgendwo ein Lied läuft und mir Erinnerungen von anno knips durch den Kopf schießen.

Ich heule, wenn Sportler sich völlig verausgaben und dann strahlend ihre Medaillen empfangen.

Ich heule bei Filmen.

Ich heule beim Lesen.

Es würde mich nicht wundern, wenn ich auch im Schlaf heule.

Ja, es ist anstrengend. Aber dann doch wieder gut so. Denn all das nicht zu fühlen, vor allem mich selbst nicht zu spüren, das scheint mir kein guter Tausch zu sein. Also auf die Heulerei. Am Donnerstag und an allen anderen Tagen, an denen es Grund dazu gibt.

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