Wechselhaft

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  • Beitrag veröffentlicht:November 23, 2023
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Im Moment wandle ich durch die Tage wie eine Theaterfigur. Ich spiele meine Rollen, streife sie am Abend ab und lege mich ins Bett. Nur in der Nacht begegne ich mir selbst, aber meist schlafe ich und treffe mich selten.

Als ich den 40h in der Arbeit zugestimmt habe, war ich voller Energie und Tatendrang. Ich erinnere mich gut an die ersten zwei Wochen im Oktober, als ich mich neu organisiert habe, alles neu angehen wollte. Alles im Griff hatte. Und dann wurde ich krank. Und seitdem bin ich krank. Es wird besser. Aber dann ging es ihr wieder schlechter und sie musste sich ein bisschen ausruhen. Wie beim kleinen Tiger. Und jetzt warte ich drauf, dass mich jemand ins Krankenhaus zu Dr. Walterfrosch trägt. Nicht wirklich, aber ich werde zum HNO gehen und der wird mich vielleicht mit seiner Stirnlampe so durchleuchten wie Dr. Walterfrosch den kleinen Tiger. Und ich hoffe, dass er damit den Ursprung meines Krankseins findet. Das ewige Halsweh, Kopfweh, Schmerzen im Ohr, extrem lauter Tinnitus. Als würde mein Körper brüllen: Das mit den 40h war eine Scheißidee, Nadine!!!

Aber das war es ja nicht. Ich weiß nur nicht, warum ich immer dann, wenn irgendwas gut läuft, krank werden muss. Naja, vielleicht weiß ich es schon. Weil ich dazu tendiere mich zu übernehmen. Zu übertreiben. Alles auf einmal zu tun. Die Balance fehlt mir. Ich kann nicht wirklich weniger tun, aber ich müsste die Stillephasen mit den Aktivphasen besser ausgleichen. Das ist wahrscheinlich meine größte Baustelle im Leben.

Und dazu noch der große Wechsel. Also der echte, der, den man ungern anspricht. Immer, wenn ich ihn erwähne, wehren die Leute ab und sagen: „Geh, Du bist doch noch so jung!“ Stimmt aber nicht. Ich bin 45 und damit eindeutig und ganz klar auf dem Weg dahin, in der sogenannten Premenopause. Und ich fürchte mich auch nicht davor. Im Gegenteil. Ich habe 3 Kinder ausgetragen, geboren und gestillt. Ich verneige mich dafür vor meinem Körper und bin ihm dankbar. Jetzt darf er Ruhe geben, was das angeht. Aber ich brauche ihn noch. Dazu muss ich wissen, was er braucht. Um das zu hören, muss ich immer wieder still sein. Balance finden. Immer wieder Balance.

Balance ist auch ein gutes B-Wort. Ein schönes sogar so rein sprachlich. Aber ich will nicht nur das Alphabet runterbloggen. Ich will auch dazwischen Worte hier reinhauen, die sonst keinen Auslass finden.

Jedenfalls finde ich es saublöd, dass der Wechsel so einen schlechten Ruf hat. Weil eine Frau dann automatisch als alt gilt? Das ist totaler Blödsinn. Ich fühle mich sehr viel weiblicher als vor den Kindern. Ich möchte kein Jahr zurückgehen. Und ich denke, dass da noch so viel kommt. Auch wenn das vielleicht hormonell alles herausfordernd wird. Wenn man sich dem stellt ohne es als großes Monster zu sehen, sondern als eine liebe Freundin, die man einlädt, dann kann auch diese Phase gut werden. Davon bin ich überzeugt. Also höre ich nicht mehr auf die Schauermärchen da draußen, sondern lasse mich ein. Voll und ganz. Wie ich das so oft tue. Und meistens tut mir das gut.

So, und jetzt gehe ich zum HNO und lasse mich durchleuchten. Oder was auch immer er mit mir anstellt. Und dann werde ich gesund. Ganz bestimmt. Hoffentlich. Unbedingt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Eva

    Liebe Nadine. Gute und baldige Besserung. Ganz bestimmt.

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