D wie Dunkelheit

Es hat eine Weile gedauert, bis mir ein Wort mit D eingefallen ist, zu dem ich auch gern etwas schreiben würde. Aber so ist das immer wieder. Wenn ich Fragen im Kopf habe oder Probleme wälze, muss ich diese nur zur Seite schieben, auf die unbewusste Ebene. Und dann kommt die Lösung oft von ganz allein. Überhaupt gelingt es mir immer besser mich von Problemen nicht leiten zu lassen, sondern abzuwarten und dann im letzten Moment so zu handeln, wie ich es für richtig halte. Fährt sich ganz gut damit. Hat aber eigentlich nichts mit dem Buchstaben D zu tun, auch nicht mit Dunkelheit.

Derzeit sind ja viele Menschen unglücklich darüber, dass es ja schon so früh dunkel wird. Dabei passiert das ja jedes Jahr und es wird auch immer wieder irgendwann heller. Bald sogar. Und so wie ich mich im Sommer oft als Alien fühle, weil ich mich eben nicht über den strahlenden Sonnenschein und das hitzige Sommerwetter freuen kann, so fühle ich mich im Winter als Freak, weil ich eben diese Dunkelheit so liebe und mich darin wohl fühle. Die kurzen Tage, an denen sich nicht allzu viel Freizeit ausgeht und ich mich viel stressfreier fühle. Wobei dieser Stress schnell vom Weihnachtsstress ersetzt wird, aber das ist ein anderes Thema.

Ich liebe die Dunkelheit, ich liebe die Dämmerung (ach, auch so ein schönes Wort mit D) und ich liebe Gemütlichkeit. Heute habe ich ungefähr zwei Stunden damit zugebracht meine Wohnung aufzuräumen und zu putzen, damit sie zu Einbruch der Dunkelheit gemütlich und sauber ist. Und jetzt sitze ich hier und höre schönste Musik (Sigur Ros) und genieße. Die Kerzen flackern und auch in mir breitet sich eine wundersame Stille aus. Was könnte schöner sein? Es gibt ja Menschen mit Winterdepression und ich glaube, ich habe wenn, dann eine Sommerdepression. Denn die letzten Jahre bin ich wirklich immer sehr sehr depressiv geworden im Laufe der Ferien und der Hitze. Die fehlende Sonne hingegen kann mir nichts anhaben. Ich habe hier ein Sofa, Decken, Musik, Bücher, ein Klavier, meine Kunst, Kaffee und Tee. Und mich. So wie manche nicht verstehen können, das man den Sommer nicht mag, kann ich nicht verstehen, warum man die Gemütlichkeit eines Winters nicht mögen kann. Ob ich in einem früheren Leben mal eine Schneeeule war? (Schreibt man Schneeeule wirklich mit drei eee? Sieht witzig aus)

In den letzten Wochen habe ich mich gefragt, warum sich in meinem Leben immer etwas Aufregung ansammelt, die mich dann einige Zeit beschäftigt. Und ich habe einer Freundin gesagt: “Ich glaube ich brauche diese Aufregung immer wieder, weshalb ich mich auch immer wieder in Situationen bringe, die mich dann schnell überfordern.” Aber gestern habe ich gemerkt, dass das überhaupt nicht stimmt. Am wohlsten fühle ich mich in stiller Zufriedenheit. Ich brauche keine Aufregung. Es gibt Tage, da bin ich völlig aufgekratzt und euphorisch. Manchmal mag ich das. Kurz. Aber in Wahrheit stresst es mich sehr, weil ich dann überhaupt nicht bei mir bin und das auch irre viel Energie kostet. Das ging mir gestern so und ich habe mich dennoch aufs Meditationskissen gesetzt und bin dadurch zum Glück völlig zur Ruhe gekommen. Da fiel es mir auf: Diese Stille ist es, die ich liebe. Wenn ich so ganz zu mir finde und alles um mich herum irrelevant wird und ruhig. Wenn ich in das Vertrauen zurückfinde, dass alles so ist, wie es jetzt sein soll. Und alles wird, wie es werden soll. In diesem stillen Vertrauen bin ich glücklich.

Hinzu kommt, dass ich so wahnsinnig gern allein bin. Keine Frage, ich treffe gern Menschen und unterhalte mich gern, ich führe gern schöne Gespräche, tiefe Gespräche, lustige Gespräche. Aber ich bin auch so unfassbar gern allein. Vielleicht stört mich deshalb die Dunkelheit so wenig. Ich zünde Kerzen an, drehe kleine Lichter auf und bin mit mir selbst. Mir ist nie langweilig. Ich habe tausend Hobbies und Ideen. Es ist doch alles wunderbar.

Disco ist übrigens auch ein gutes Wort mit D. Und eine Discokugel leuchtet einfach am schönsten, wenn es rundherum dunkel ist. Damit wäre alles gesagt.

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