Versteh mich ruhig falsch / It’s ok to misunderstand me

english version below

Heute habe ich den Satz gelesen:

Life became a lot simpler when I decided just to let some people misunderstand me.

Alicia Lockhard

Und es stimmt, seitdem ich nicht mehr der Meinung bin, anderen zu erklären, was ich eigentlich meinte oder eigentlich sagen wollte oder was mir eigentlich wichtig ist, ist mein Leben leichter. Wenn man merkt, dass es nicht mehr darum geht allen etwas zu erklären, sich zu rechtfertigen oder unbedingt Recht haben zu müssen, entspannt das unglaublich.

In letzter Zeit habe ich festgestellt, dass viele Menschen mich in Wahrheit gar nicht wirklich kennen. Sie haben ein Bild von mir im Kopf und mit dem interagieren sie mit mir. Und ja, vielleicht habe ich Eigenheiten, die für andere unvorstellbar oder schwer nachvollziehbar sind. Das fängt vermutlich bei der Misophonie an und hört bei meinem ganz eigenen Humor auf. Dazwischen liegt ein Feld, das sicher für viele unergründlich ist. Und wir Menschen neigen ja dazu das zu mögen und zu verstehen, was uns vertraut ist, was wir begreifen können.

Ich habe immer versucht dazuzugehören. Anderen zu gefallen. Zu zeigen, dass ich wertvoll bin und gut und richtig, so wie ich bin. Ich hab versucht mich anzupassen und viel zu oft mich selbst hinterfragt. Das ist anstrengend, schmerzhaft zuweilen und es entfernt einen immer weiter von sich selbst.

Ich will nicht sagen, dass mir jetzt alles egal ist, was andere von mir denken oder wie sie mich wohl sehen. Im Gegenteil, ich denke, dass es vollkommen natürlich ist, dass wir als Menschen dazugehören wollen. Wir sind ein Herdentier, es steckt in unserer Natur. Aber es gibt einen schmalen Grat zwischen „auf andere scheißen“ und „unbedingt gefallen wollen“. Und den zu finden, das ist die Kunst. Ich will niemanden verletzen oder zurückweisen, aber ich muss meine eigenen Grenzen wahren und aufzeigen, was mir wichtig ist und was nicht. Das ist für andere vielleicht manchmal im ersten Moment schmerzhaft. Aber wenn ich es nicht mache, wird es am Ende für beide schmerzhaft. Und das Schöne ist: Wenn Menschen mich so erleben können, wie ich wirklich bin, wenn ich tatsächlich ganz authentisch ich bin, dann wird sich der Kreis, in dem ich mich bewege, gut und richtig anfühlen. Es werden sich nur die Menschen mir nähern, die damit umgehen können und das verstehen und ähnlich ticken. Das ist ja auch völlig ausreichend.

Ich kann dennoch freundlich zu denen sein, die mit mir nicht allzu viel anfangen können oder mich nicht verstehen. Ich bin ja deshalb nicht besser oder schlechter als sie.

Während ich das hier so aufschreibe, klingt es vollkommen logisch und klar. Aber es umzusetzen und zu leben, hat gedauert und dauert noch an. Wenn man sich jahrelang von sich selbst wegbewegt, ist der Weg zurück holprig. Aber zumindest habe ich den Weg gefunden. Wenn ich jetzt auf die Wegbeschriftung achte und die richtigen Zeichen erkenne und ihnen folge, dann werde ich schöne neue Abenteuer erleben. Davon bin ich überzeugt.

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Today I read the following quote:

Life became a lot simpler when I decided just to let some people misunderstand me.

Alicia Lockhard

And it couldn’t be more true. Since I stopped explaining myself to others who I am, what I mean when I say what I say or do what I do or what I wanted to say by saying something else… You see the confusion. My life became simpler when I stopped doing all that. When you realize it’s not about explaining, justyfing, being right you can simply breathe and relax.

Recently I have come to realize that quite a few people don’t actually really know me. They have a picture of me in their head and with that in mind they interact with me. And yes, maybe I have flaws (of course I have) that are difficult to understand for others. This might start with me being misophonic and ends with my sometimes weird sense of humor. In between there is a field in which some might get lost. And we as humans tend to like, what is familiar and what we can understand. Everything else? Weird. Strange. Unusual. Those might be words that would describe my youth and early adulthood.

I’ve always tried to fit in. Wanted others to like me. Tried to show that I am worth liking and good and right the way I am. But I didn’t believe that myself so of course nobody else could. And I have tried to adjust to the others opinion. Questioned myself far too many times. That was not just painful. It cost me so much energy and pushed me further away from myself. I got lost.

I’m not saying that I don’t care what others think about me or how they see me. The opposite is true and I think it is normal for us as humans to try and fit in a group or community. This is our natural behaviour. But there is a fine path between „I don’t give a damn!“ and „Please like me!“ To find this is real art. I do not want to hurt or push someone away. But I have to know, show and respect my own boundaries. Have to express what is important to me and what is not. This might be difficult for others at first. But if I don’t do this it will be painful for both – them and me – in the long run. And I think the sunny side is: If I show people the real me, if I am authentic and just myself I will actually be surrounded by people who get that, who get me and who are similar. Isn’t THAT what we are aiming for?

And I can still be nice and friendly to all the others. Just because they don’t like me or I cannot be around them for too long it doesn’t mean I shouldn’t be respectful and friendly. I just don’t have to convince them to like me anymore. That’s a relief. And it doesn’t mean anyone is better or worse than the other. We just ARE.

And while I am writing this all down it seems so logical and clear to me. But actually living it was a long and painful ride. It still is. When you push yourself away from your inner self for years it takes quite some time to find the path that brings you back. I’m glad I’ve found it. Now I just have to follow the right signs and I will get to experience the greatest adventures with the greatest people. I’M looking forward to this!

Während ich das hier so aufschreibe, klingt es vollkommen logisch und klar. Aber es umzusetzen und zu leben, hat gedauert und dauert noch an. Wenn man sich jahrelang von sich selbst wegbewegt, ist der Weg zurück holprig. Aber zumindest habe ich den Weg gefunden. Wenn ich jetzt auf die Wegbeschriftung achte und die richtigen Zeichen erkenne und ihnen folge, dann werde ich schöne neue Abenteuer erleben. Davon bin ich überzeugt.

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